Vom Pech verfolgt scheinen die Ringer des VfL Neckargartach momentan zu sein. Der knappen Niederlage in Dewangen vom Vortag folgte ein 11:15 beim Tabellen-Vierten KSV Schriesheim. Die 4-Punkte-Differenz verheimlicht die Dramatik, die in diesem baden-württembergischen Ringerschlager am Samstag (2.10.2004) steckte. Bis zur letzten Sekunde durften die Schwarz-Roten auf Mario Guldi hoffen, der gegen den starken Schriesheimer Heiko Schweikert den Kampf bestimmte und unglücklich 2:3 verlor.

Nach der Gewichtsfeststellung um 18:45 Uhr stand es fest. Schriesheim wartete mit dem gleichen Kader auf, mit dem Dewangen bezwungen werden konnte. Der Mannschaftsführer des VfL Neckargartach Jörg Münzenmayer gab sich nervös und zuversichtlich zugleich.

Den Grundstein für einen möglichen Sieg legte Romica Rasovan (55kg Freistil) gegen Kerim Ferchichi. Der Schriesheimer DM-Vierte versuchte den VfL-Topscorer Rasovan gleich zu Beginn in seinen gefürchteten Schwunggriff zu locken. Rasovan hielt und antwortete mit einem Beinsteller zum 1:0. In der Oberlage angekommen, ging Rasovan aufs Ganze. Als ob der Schriesheimer auf eine Königs-Python getreten wäre, wurde er von Rasovan gefesselt und geschultert. (Schultersieg SS 0:3 (2.15) / Wertung 0:4 / Punktestand 0:4)

Einen schweren Stand hatte Halil Eser (120kg griechisch-römisch) gegen Dirk Zimmermann. Eser kämpfte mit aller Kraft, konnte jedoch dem badischen Hünen nicht auf Dauer widerstehen. Zimmermann, seit Jahren unter den Top-Ten auf deutschen Meisterschaften zu finden, überzeugte im Bodenkampf und gewann 6:0. (Punktsieg PS 6:0 / 2,5:0 / 2,5:4)

Die Punkte schwer verdienen musste sich VfL-Ass Mokonen Mengstab (60kg GR) gegen Andy Bartsch, der durch ständiges Anreißen versuchte, den Neckargartacher aus dem Gleichgewicht zu bringen. Mengstab verlor zu keinem Augenblick die Übersicht. Er hetzte Bartsch über die Matte, bis Kampfrichter Helmut Rösner aus Donnersdorf/Bayern den Schriesheimer wegen Passivität in die Bodenlage schickte. Nun war die Zeit reif für Mengstab, die nach Schriesheim gekommenen VfL-Fans zu belohnen. Ein schöner Ausheber zum 4:0 begeisterte den VfL-Anhang. Nach einer weiteren Verwarnung für Bartsch in der sechsten Minute für Mengstab fort mit der Demonstration seines Könnens und wirbelte zum 11:0. (PS 0:11 / 0:3 / 2,5:7)

Auf Mesut Okcu (96kg FS) können sich die VfL-Trainer Freddy Guldi und Yasar Demir verlassen. Sicher besiegte der Deutsche Meister den 23-jährigen Edgar Rimmer. Okcu überzeugte beim 4:0 durch gut vorbereitete und schnelle ausgeführte Beinangriffe. (PS 0:4 / 0:2 / 2,5:9)

Nun war der Gastgeber am Zug. Der Schriesheimer Daniel Bohs startete furios und nahm Uwe Mayer (66kg FS) in der ersten Minute sechs Punkte ab. Die zweite Halbzeit wurde Bohs ruhiger und Mayer konnte zum Abschluss auf 8:1 verkürzen. (PS 8:1 / 2,5:0 / 5:9)

Ringer-Trainer Yasar Demir (84kg GR) rang beherzt gegen den Spitzenmann Stefan Nemack. Der Schriesheimer kippte zum 2:0 in der zweiten Minute. Postwendend gelang es Demir zum 2:2 zu kontern. Der favorisierte Nemack konnte den widerspenstigen Demir kaum zähmen, dem sogar durch einen Hüftangriff die 3:2-Führung gelang. In der vierten Minute machte sich bei dem Neckargartacher eine alte Verletzung bemerkbar und er musste gegen den offensiven Schriesheimer immer mehr zurückstecken. Gleich zwei Verwarnungen zum 4:3 für Nemack kassierte der VfL-Trainer. Die dritte Verwarnung, die die Disqualifikation Demirs bedeutet hätte, lag bereits in der Luft und wurde lauthals aus der Schriesheimer Ecke gefordert – jedoch ohne Erfolg. (PS 4:3 / 2:0 / 7:9)

Durch einen Kopfdurchdreher führte Andrej Puscas (66kg GR) gegen Christof Stelmaszek. Der Schriesheimer nutzte in der vierten Minute einen Angriff Puscas’ zum Konter und drehte zum 3:2. Der sperrige Stelmaszek gab Puscas keine Gelegenheit mehr zu punkten und gewann 5:2. Die Gastgeber waren zum 9:9 gleich gezogen. (PS 5:2 / 2:0 / 9:9)

Einen farbigen Kampf mit ständig wechselnder Führung boten sich Stephan Weller (84kg FS) und Holger Rotermund. Weller konnte am Ende der ersten Runde Rotermund gar an den Rand einer Schulterniederlage bringen, doch der Pausengong rettete den Heimringer. Weller führte 4:1. Die zweite Runde begann mit einem Konter Rotermunds zum 4:3, Weller konterte seinerseits zum 5:3. 30 Sekunden vor Kampfende warf sich Rotermund in Führung (5:6) und wieder setzte Weller nach und gewann 8:6. (PS 6:8 / 0:2 / 9:11)

Nachdem Michéle Rauhut die Neckargartacher Verletzungs-Hypothek eingelöst hatte und Azeddine Azzaaoui vier Punkte kampflos einstreichen durfte, führten die Gastgeber vor dem letzten Kampf 13:11.

Wieder lagen alle Hoffnungen auf dem VfL-Youngster Mario Guldi (74kg GR). Motiviert bis unter die Haarspitzen trat er Heiko Schweikert entgegen. Schweikert, der im Vorjahr Christian Eyer bezwang, war klarer Favorit. Guldi erwies sich nicht nur als ebenbürtig, sondern bestimmte den Kampf. In der dritten Minute gelang es dem Neckargartacher Talent, den kräftigen Schweikert zu drehen. In der vierten Minute hatte es Guldi gar in der Hand, den Sieg heimzubringen. Der Neckargartacher überraschte den Schriesheimer Schlussmann mit einer Schleuder am Mattenrand. Doch der Kampfrichter sprach Schweikert die Punkte zu. Fehlurteil? Trotz heftiger Proteste aus dem Neckargartacher Lager blieb KR Rösner bei seiner Entscheidung. Guldi steckte nicht auf und versuchte den Rückstand aufzuholen, doch Schweikert rettete den knappen 3:2-Vorsprung über die Zeit. (PS 3:2 / 2:0 / 15:11) (AS)

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