Mit einem 20:12,5-Sieg gegen den TSV Westendorf verschafften sich die Zweitliga-Ringer des VfL Neckargartach weitere Luft, um den drohenden Abstieg abzuwenden. Nach vier Niederlagen in Folge wurde es schließlich höchste Eisenbahn für die Heilbronner Zweitligaringer. Durch den Ausfall von Mesut Okcu geriet VfL-Coach im Vorfeld gehörig unter Druck, meisterte die Situation jedoch bravourös.
 

Es war eine nervige Woche für VfL-Trainer Freddy Guldi. Nichts als ein Sieg gegen den Tabellenletzten TSV Westendorf durfte er am Samstagabend abliefern. Der Ausfall von Mesut Okcu machte dem Neckargartacher Team-Chef ebenso Kopfzerbrechen, wie die Frage, wie er denn seinen Joker Rasovan mit möglichst hohem Punktgewinn einsetzen sollte. Glück für Neckargartach, der deutsche Ex-Meister Lars Petzold, der sich eigentlich schon von seiner aktiven Laufbahn verabschiedet hatte und nur noch „in der zweiten Mannschaft aushelfen“ wollte, zögerte keine Sekunde, als sein Verein ihn brauchte. „Ich trainiere zur Zeit kaum, aber ich werde mein Bestes geben“ kündigte der 36-jährige Petzold seinen Einsatz an.

Der Westendorfer Christian Stühle (55kg GR) strich die Punkte kampflos ein, da Neckargartach das Fliegengewicht nicht besetzen konnte. (0:4)

Lars Petzold (120kg Freistil) hatte sich bereit erklärt für Mesut Okcu einzuspringen. Gegen den amtierenden Polizei-Europameister Jürgen Stechele war Petzold keineswegs in der Favoritenrolle. Als es nach drei Minuten nur 1:0 für Stechele stand, erkannte der Neckargartacher seine Chance und setzte nach. Mit einem Spaltgriff drehte er den Westendorfer zum 2:1. Stechele steckt nicht auf konnte schließlich zum 2:2 ausgleichen. Als der Westendorfer mit einer Beinschraube die Entscheidung erzwingen wollte, wurde er von Petzold gekontert. Lars Petzold gewann 4:2 und wurde von den begeisterten VfL-Fans für sein gelungenes Comeback gefeiert. (PS 4:2 / 2:0 / 2:4).

Romica Rasovan (60kg FS) hatte keine Probleme gegen den 18-jährigen Martin Heiss. bereits nach einer Minute schulterte er Heiss mit einem Einsteiger. (SS / 4:0 / 6:4)

Seine 4:12-Niederlage aus der Vorrunde gegen den Westendorfer Bernd Nothelfer wollte Halil Eser (96kg GR) wettmachen. Wieder erwies sich jedoch der Bayer als stärker und warf den Neckargartacher zum 3:0. (PS 0:3 / 0:2 / 6:6).

Die Gäste hatten ausgeglichen und setzten ihre Hoffnungen auf den Deutschen B-Jugendmeister Philipp Heiss, der Andrej Puscas (66kg GR) im Vorkampf nur knapp mit 0:2 unterlag. Heiss kämpfte engagiert, doch Puscas war nicht zu bremsen. Punkt um Punkt sammelte der Neckargartacher, bevor er in der sechsten Minute mit einem verkehrten Ausheber den Schlusspunkt zum technischen Überlegenheitssieg setzte. (TÜS 15:0 / 4:0 / 10:6)

Nicht kämpfen musste Stephan Weller (84kg FS), dessen Gegner Robert Steck kurz nach Kampfbeginn aufgab. (AS / 4:0 / 14:6)

Im Akkord sammelte Mokonen Mengstab (66kg FS) seine Punkte gegen den Westendorfer Thomas Simnacher. Mit Aushebern, die mit der Höchstnote „fünf“ bewertet wurden beendete das VfL-Ass bereits vor dem Pausengong das ungleiche Duell. (TÜS 15:0 / 4:0 / 18:6)

Die Gäste konnten in den verbliebenen drei Kämpfen nur noch theoretisch ausgleichen. Der Ringer-Trainer der Neckargartacher Yasar Demir (84kg GR) ist eigentlich ein Freistilspezialist, doch kämpfte er clever gegen den Westendorfer Thomas Wurmser. Nach einer punktlosen ersten Runde musste der Zwiegriff entscheiden und auch hier setzte sich Demir durch. Demir gewann 4:0 und machte den Sack zu. Der VfL hatte nach vier Wochen Abstinenz endlich wieder einen Sieg errungen und führte uneinholbar mit 20:6.

Einen guten Kampf lieferte der VfL-Youngster Mario Guldi (74kg GR) gegen den starken Bernd Willnecker, doch konnte er die 1:6 nicht mehr abwenden. 20:8,5

Kampflos erhielt der Westendorfer Bernd Hofmann die Punkte zum 20:12,5 Endstand.

Überglücklich fielen sich die VfL-Akteure in die Arme. „Ich dachte schon, wir könnten nicht mehr siegen“ erklärte Aktivensprecher Michéle Rauhut. „Lars Petzolds Sieg gegen Stechele war eine klare Aufforderung an alle Mannschaftskameraden, sich noch mehr anzustrengen.“ Trainer Freddy Guldi meinte nur noch ebenso zufrieden wie bescheiden: „Es geht doch.“(AS)
 

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Fotos von Walter Hopprich

120 F: Lars Petzold - Jürgen Stechele

PS 4:2

96 G: Halil Eser - Bernd Nothelfer

PS 0:3

66 G: Andrej Puscas - Philipp Heiss

TÜS 15:0 n. 5.50 min

66 F: Mokonen Mengstab - T. Simnacher

TÜS 15:0 n. 2.40 min

84 G: Yasar Demir - Thomas Wurmser

PS 2:0

74 G: Mario Guldi - Bernd Willnecker

PS 1:6

Lars Petzold und Freddy Guldi:

"Na, wer sagt's denn?"