von Arno Stegmeyer

Jetzt hat es auch den VfL Neckargartach erwischt – Nach vier Siegen in Folge mussten die Heilbronner beim Tabellensiebten AB Aichhalden mit 10,5:12 ihre erste Saisonniederlage einstecken. Ein Dämpfer vielleicht zur richtigen Zeit für die Schwarz-Roten zur Erkenntnis, dass auch in Neckargartach die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Nichts schien bis dato die Senkrechtstarter um VfL-Trainer Freddy Guldi aufzuhalten. Nach dem überlegenen Gewinn der letztjährigen Meisterschaft und einem Traumstart in die neue Saison der Zweiten Ringer-Bundesliga Süd mit vier Siegen machte sich die Tabellenführer frohen Mutes auf den Weg in den Schwarzwald. Nicht einmal eine geplatzte Dichtung des auf der Autobahn liegen gebliebenen Mannschaftsbusses dämpfte den Optimismus der Neckargartacher Ringerfans. Der Ringerpräsident Gerhard Friz, der mit Stadtrat Herbert Burkhardt im Privatwagen zum Kampf unterwegs war kutschierte kurzerhand die im Bus mitgereisten Aktiven den Rest der Wegstrecke. Der Stadtrat indes wartete geduldig mit dem zurückgebliebenen VfL-Anhang auf die Ankunft des Ersatzbusses.
So musste Colin Reiser (55kg Freistil) seinen Kampf gegen Steffen Armbruster ohne die gewohnte Unterstützung von Trainer Guldi beginnen. Nach drei Minuten ausgeglichener Kampfzeit setzte sich der kräftige Armbruster mit 2:0 durch.

Einen schweren Stand hatte Halil Eser (120kg griechisch-römisch) gegen das Aichhaldener Ringerdenkmal Josef Tertei, der den Neckargartacher um gut einen Kopf noch überragte. Eine 2:0-Führung reichte dem starken 43-jährigen Europameister von 1986 zum Sieg.

Mit seinen gefürchteten Armzügen legte Mokonen Mengstab (60kg GR) den Grundstein zum ersten VfL-Einzelsieg des Abends. Einmal warm gerungen, steigerte sich Mengstab in der zweiten Kampfhälfte und nach mehreren variantenreichen Überwürfen musste der Aichhaldener Tobias Flaig die technische Überlegenheit des VfL-Kämpfers anerkennen.

Gleich zu Beginn stellte der Yasar Demir (96kg FS) dem amtierenden Württembergischen Meister Daniel Hofer ein Bein zum 1:0. Ein folgender Durchdreher zum 3:0 verschaffte Demir genug Luft, um den in der zweiten Runde aufkommenden Hofer sicher abzuwehren. Der VfL hatte mit 6:4 die Nase vorn.

Völlig überrumpelt schien VfL-Freistiler Michéle Rauhut (66kg FS) von Daniel Eberhardt zu werden. Eberhardt startete furios und legte vor großen VfL-Augen in der ersten Minute eine 5:0-Führung vor. Die Aichhaldener Anfeuerungsrufe für den 3. der deutschen Juniorenmeisterschaften erstarrten, als der 30-jährige Karosserieschlosser mit einem spektakulären Beinsteller rücklings auf 3:5 verkürzte. In der zweiten Runde gewann der ehrgeizige Rauhut immer mehr Oberwasser wendete mit der Präzision eines Uhrwerks das Blatt zum 6:5. Nach fünf Kämpfen führte der VfL Neckargartach 8:4 in der Mannschaftswertung.

Keinen Schönheitspreis konnte der Mittelgewichtskampf zwischen Kemal Demir (84kg GR) und Bernd King gewinnen. In einem ruppig geführten Duell gelang es Demir nicht, seine Stärke im Bodenkampf in zählbare Ergebnisse umzuwandeln und verlor gegen den besten Punktesammler der Aichhaldener mit 1:2. Bester Mann auf der Matte war hier der souveräne Mattenleiter Roland Grösser aus Lahr.

VfL-Ringer Andrej Puscas (66kg GR), der in der vergangenen Woche den Siegeszug gegen Westendorf einläutete, fand keine Einstellung zu dem unbequemen Semih Bosyan. Bosyan nutzte die Gunst der Stunde und gewann 5:1. Die Gastgeber waren gleich gezogen (8:8).

Mit dem Aichhaldener Frank Schwab gewann der klar offensivere Kämpfer gegen Stephan Weller (84kg FS) das zweite Mittelgewichtsduell mit 2:0.

Wellers Team-Kollege Ioannis Charalampidis (74kg FS) vermochte nicht das Blatt gegen Manuel Fehrenbach zu wenden. Fehrenbach gewann 3:0 und die siegesgewissen Aichhaldener Fans verwandelten die Josef-Merz-Halle in einen Hexenkessel.

Vor dem letzten Kampf führten die Gastgeber 12:8 und nur ein Schultersieg konnte den Neckargartachern wenigstens einen Punkt retten. VfL-Schlussmann Christian Eyer (74kg GR) ging als klarer Favorit ins Gefecht gegen Steffen Blocher, der ja nur nicht auf Schulter verlieren durfte. Wie ein Löwe kämpfend attackierte der Neu-Neckargartacher Eyer seinen Kontrahenten, um die Ehre der Schwarz-Roten zu retten. In der dritten Minute war Eyer der Lösung dieser schier unlösbaren Aufgabe am nächsten, als er Blocher mit einem Ausheber par excellence in hohem Bogen um die eigene Achse schleuderte, ihn aber nicht in der Schulterlage halten konnte. Kampfleiter Grösser zögerte nicht und belohnte Eyer mit einer Fünf, der höchsten Wertung des Abends. Beherzt verfolgte Eyer sein Ziel weiter, doch Blocher wuchs über sich hinaus und widerstand. Die erste Saisonniederlage war besiegelt und die Neckargartacher mussten die bessere Tagesform der Aichhaldener neidlos anerkennen(AS)

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