ASV Kornwestheim - VfL Neckargartach 12:12

VfL Neckargartach in Kornwestheim erstmals gefordert, bleibt aber ungeschlagen.

 

 

  ASV Kornwestheim - VfL Neckargartach   12 : 12
55 G Alexander Jakuschew - Colin Reiser SS 3:2 (3.10) 4 : 0
130 F Raik Stichling - Dirk Petzold AS 5:3 (2.50) 4 : 4
60 F Tomasz Dec - Mokonen Mengstab PS 9:7 6 : 4
96 G Akbar Ismayilov - Halil Eser PS 1:0 8 : 4
66A G Alexei Danilow - Tariel Shavadze PS 9:5 10 : 4
84B F Illie Durla - Yasar Demir PS 0:2 (8.10) 10 : 6
66B F Ingolf Schöllner - Michéle Rauhut PS 1:2 10 : 8
84A G Gerhard Wolf - Kemal Demir PS 0:2 10 : 10
74A G Alexander Horn - Alexander Pack PS 0:2 10 : 12
74B F Halil Meral - Stephan Weller PS 1:0 12 : 12

 

 

 

von Arno Stegmeyer

Ein Unentschieden im Ringen ist so selten wie ein Schneesturm in der Karibik, doch am Donnerstag (31.10.) war es soweit. 350 Ringkampffans, darunter zahlreiche Schlachtenbummler des VfL Neckargartach sahen ein absolut spannendes und hochklassiges Aufeinandertreffen der beiden stärksten Mannschaften der diesjährigen Regionalliga-Saison. Der Herausforderer Nummer Eins Kornwestheim zeigte dem ungeschlagenen Tabellenführer Neckargartach alle Zähne und rettete in letzter Minute ein 12:12-Unentschieden.

Mit Spannung erwartete das VfL-Team um Freddy Guldi den ersten Rückrundenauftritt des Aufsteigers Kornwestheim. „Besser standen die noch nie“ kommentierte Guldi die Lage nach dem Abwiegen, „heute kommt es auf jeden einzelnen an.“

Eine Minute Kampfzeit des Abtastens zwischen Colin Reiser (55kg griechisch-römisch) verstrich, bevor Reiser in die Bodenlage mußte. Der Kornwestheimer Alexander Jakuschew ging mit einem Durchdreher mit 1:0 in Führung, sofort gekontert durch den hellwachen Reiser. Mit einer 2:1-Führung Reisers vor Augen, ging Jakuschew dann mehr und mehr in die Offensive, zog den VfL-Junior auf und wartete auf seine Chance. Kurz nach Beginn der zweiten Runde misslang Reiser ein Kopfhüftschwung. Diese Situation nutzte Jakuschew gnadenlos aus und drehte den überraschten Reiser auf die Schultern.

Ähnlich überrascht wurde der VfL-Schwergewichtler Dirk Petzold (130kg Freistil) von Raik Stichling, der bereits in der ersten Minute mit 5:0 in Führung ging. Petzold steckte jedoch zur Freude des Neckargartacher Lagers nicht auf und seine markanten Doppelbeinangriffe setzten Stichling mehr und mehr zu. Leider verletzte sich der Kornwestheimer vor Ende der ersten Halbzeit so schwer, daß er den Kampf nicht fortsetzen konnte.

Die mit Spannung erwartete Begegnung von Mokonen Mengstab (60kg FS) und Thomasz Dec wurde den hohen Ansprüchen des sachkundigen Publikums gerecht. Dec ging mit einem vorschriftsmäßigen Durchdreher, beim Freistil mit dem Arm des Gegners, in Führung und Mengstab verkürzte postwendend auf 1:2. In der dritten Minute kam Mengstab mit einem seiner gefürchteten Schulterschwünge durch, doch auch Dec verkürzte gleich wieder auf 4:3. Die zweite Runde sollte dem Neckargartacher gehören und dieser legte mit einem Doppelbeinangriff auf 5:3 zu. In der fünften Minute kam die Wende. Dec überrumpelte den Freistiler Mengstab und nach zwei Durchdrehern stand es 5:9 für Dec. Mit einem Ausheber verkürzte der VfL-Mann noch auf 7:9, doch Dec’s Punktsieg stand fest.

Halil Eser (96kg GR) hatte es mit dem mehrfachen EM-Teilnehmer Akbar Ismayilov zu tun. Eine Abwehrschwäche Esers ausnützend ging der Aserbeidschaner mit 1:0 in Führung. In der vierten Minute konnte Eser seine einzige Chance, den Spitzenringer auszuheben, nicht nutzen und verlor knapp mit 0:1.

Der Neckargartacher Topscorer Tariel Shavadze, aufgerückt in die 66kg-Klasse, war der Hoffnungsträger der VfL-Truppe, als er gegen den Kornwestheimer Spitzenmann Alexei Danilow nach zwei Minuten durch einen Durchdreher mit anschließendem Überwurf 5:0 führte. Doch auch er wurde Opfer des Überraschungseffektes, den Danilow in Form einer blitzsauberen Schleuder deutlich machte und auf 5:3 verkürzte. Danilow lullte den Neckargartacher in der zweiten Runde regelrecht ein, um in der fünften Minute mit einem Überwurf zu explodieren. Eine Fünf mit Zusatzpunkt für Danilow war die bittere Strafe für einen Sekundenbruchteil Unachtsamkeit Shavadzes. Danilow gewann mit 9:5 und nach fünf Kämpfen lag Neckargartach in der Mannschaftswertung 4:10 hinten. Im Neckargartacher Lager schien bei Einzelnen das Selbstvertrauen abzubröckeln, während sich die Gastgeber auf der Siegerstraße wähnten.

Alle Hoffnungen Neckargartachs lagen auf Mittelgewichtler Yasar Demir (84kg FS), der mit Illie Durla eine harte Nuß vorgesetzt bekam. Während Demir für drei Angriffe mit drei angeordneten Bodenlagen belohnt wurde, brauchte Durla nur auf seine Chance zu warten. Nach sechs Minuten stand es 0:0. In der Verlängerung schließlich setzte sich Demir, seit Kurzem stolzer Vater, mit einem konsequenten Beinangriff durch und läutete damit unter frentischem VfL-Jubel die Wende ein.

Jetzt war Neckargartach am Zug und in der Kornwestheimer Ecke wurde es zunehmend ruhiger und unruhiger zugleich. Mit Michéle Rauhut (66kg FS) betrat nun ein weiterer zuverlässiger Punktelieferant die Matte gegen Ingolf Schöllner. Rauhut führte auch schnell mit 1:0. Schöllner erwies sich jedoch als hartnäckig und glich in der dritten Minute aus. Als der Kornwestheimer in der vierten Minute wieder das von Rauhut angebotene Bein packte, ging Rauhut zum Gegenangriff über und stellte seine 2:1-Führung her, die er bis Kampfende sicher hielt.

Ein offenes Gefecht lieferten sich Kemal Demir (84kg GR) und Gerhard Wolf. Beide Kämpfer erwiesen sich als zu stabil, als daß im Standkampf etwas ginge, so mußte der Bodenkampf die Entscheidung bringen. Als Demir in der vierten Minute in die Oberlage kam und einen verkehrten Ausheber ansetzte, konterte der junge Wolf mit einem Freistilangriff, was ihm eine Verwarnung und Demir eine 2:0-Führung bescherte. Wolf dagegen konnte aus einer zugewiesenen Oberlage kein Kapital schlagen. So blieb es beim 2:0 und der VfL zog auf 10:10 gleich.

Wie wertvoll Alexander Pack (74kg GR) für die Mannschaft ist, stellte Neckargartacher Neuzugang eindrucksvoll gegen Alexander Horn unter Beweis. Sicherer als es das 2:0 aussagt, hatte er den 22-jährigen Kornwestheimer im Griff. Mit stoischer Ruhe spielte Pack seine ganze Erfahrung aus und stellte für den VfL die 12:10-Führung her.

Beste Voraussetzung also für VfL-Schlußmann Stephan Weller (74kg FS), den Sieg gegen Halil Meral heimzubringen. Weller und Meral schenkten sich nichts und der Kampf stand zu jeder Sekunde spitz auf Knopf. Angefeuert vom jeweiligen Lager kämpften sie, als ginge es um ihr Leben. Die Entscheidung fiel in der fünften Minute, als Meral mit einem Angriff durchkam und 1:0 gewann. Kornwestheim hatte dem Favoriten einen Punkt abgerungen.(AS)